KURSCheck – ein Selbstbewertungsinstrument für Schulen und Unternehmen
Problembeschreibung
Unternehmen sind auf qualifizierten und motivierten Nachwuchs angewiesen. Daher gilt es, Organisationsstrukturen zu finden und zu schaffen,
- um die am besten passenden Auszubildenden für das eigene Unternehmen zu finden und zu gewinnen,
- um die Auszubildenden bestmöglich in das Unternehmen zu integrieren,
- um Auszubildende zu wertschöpfenden Beschäftigten zu entwickeln,
- um Schüler/-innen innerhalb und außerhalb der Schule bestmöglich auf die Herausforderungen einer Ausbildung und der Arbeitswelt in Unternehmen vorzubereiten,
- um Schüler/-innen in der allgemeinbildenden Schule und parallel im Unternehmen praxisbezogene Lerninhalte zu vermitteln und
- um die Beschäftigten fortdauernd zum Lernen zu motivieren.
Schulen wiederum haben die Aufgabe, Schüler/-innen die für ihr Leben und damit auch für das Erwerbsleben wichtigen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln. Durch die Selbstbewertung und den Kontakt zu Unternehmen sollen Schulen bei dieser Aufgabe unterstützt und auf bisher brachliegende Möglichkeiten aufmerksam werden.
Zielgruppe
- Unternehmen mit einer Größe von 10 bis ≥ 250 Beschäftigten
- Beschäftigte und Führungsebene
Toolbeschreibung
KURSCheck ist ein an der EFQM-Systematik orientiertes Selbstbewertungsinstrument für Schulen und Unternehmen. Im Sinne eines Prozessmanagements wird die Schnittstelle zwischen der Schule und dem Unternehmen eingehend analysiert. Dazu überprüfen beide Akteure ihre Organisationsstrukturen und gleichen sie mit der Strategie des Unternehmens bzw. dem Schulprogramm ab. Dadurch können z.B. Schul- und Praxisinhalte besser verzahnt werden. Der KURSCheck arbeitet Stärken und Verbesserungspotenziale heraus, aus denen konkrete Maßnahmen abgeleitet und umgesetzt werden können. Besonderes Augenmerk liegt also auf der Verbesserung des Übergangs junger Menschen von der Schule in den Beruf.
Innovativ ist bei KURSCheck v.a. die systematische Verknüpfung der Bedürfnisse von Schulen, Schüler/-innen und Unternehmen mit Hilfe des EFQM-Modells.
Akteure der Umsetzung
- Inhaber/-innen, Geschäftsführung, Führungskräfte, Ausbilder/-innen, Auszubildende
- spezielle Zielgruppen: Schulen (besonders Sek. I) und Unternehmen jeder Branche
- Anzahl der Teilnehmer/-innen (min/max): 3-20 Personen
Methodik
- Fragebogen/Checkliste, Workshop
- weitere Methoden: Methodik ist an die EFQM-Systematik angelehnt
- System verschiedener Methoden
Umsetzungsschritte
- Vorgespräch(e) im Unternehmen mit der Geschäftsleitung und für das Thema „Ausbildung” verantwortlichen Personen, in der Schule mit der Schulleitung, der Steuergruppe, interessierten Lehrer/-innen
- nur für Schulen: Präsentation und Diskussion des Ansatzes im Kollegium inkl. Diskussion der Begriffe und Definition von „Kunden” und „Interessengruppen” und Durchführung einer ersten Selbsteinschätzung auf Basis der Grundkonzepte der Excellence
- Vorbereitung der Selbstbewertung (Vorstellung und Diskussion des Schulprogramms), detaillierte Vorstellung des Instruments KURSCheck, Auswahl der Themenbereiche, Definition der verwendeten Begriffe und des zu bewertenden Bereichs, Üben der Methodik
- Durchführung der Selbstbewertung als Individual-Bewertung
individuelles Ausfüllen der Bewertungsbögen - Selbstbewertung der eigenen Situation
Erarbeitung einer konsensualen Bewertung der Ist-Situation - Ableiten von Verbesserungsmaßnahmen
- Umsetzung der Maßnahmen (externe Begleitung möglich)
- Messen und Bewerten des Erfolges der Maßnahmen
- kontinuierliche Verbesserung durch regelmäßige Anwendung des System
Kundennutzen
Unternehmen können mit Hilfe des KURSChecks den eigenen Status quo analysieren und erkennen. Dabei sollen u.a. auf folgende Fragen Antworten gefunden werden:
- Wie ist das eigene Unternehmen im Allgemeinen und im Besonderen am Übergang Schule-Beruf aufgestellt / organisiert: abteilungs- und prozessorientiert, hierarchisch, transparent?
- Wie ist die betriebliche Aus- und Weiterbildung organisiert?
- Wie sind Personalauswahl, Personalbedarfsermittlung und Personalmanagement organisiert?
- Welche (Personal-)Strategien sind für die Zukunft entwickelt und wie werden diese umgesetzt?
- Wie erfolgt eine Zusammenarbeit mit allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen und erfolgt diese konform zur Unternehmensstrategie?
- Wie arbeiten die Interessenvertretungen zu diesem Thema zusammen (z.B. Einbindung des Betriebsrats)?
- Welche Interessen und Erwartungen werden von außen (Kunden/-innen, Lieferanten, Eltern, Gesellschaft) oder von innen (Mitarbeiter/-innen) an das Unternehmen herangetragen und wie reagiert das Unternehmen darauf?
Schulen können mit KURSCheck den Status quo bezüglich der eigenen Zielsetzung und Zielerreichung hinterfragen und dabei ihre Stärken und Verbesserungspotenziale aufdecken. Aus dem so erarbeiteten Stärken- und Schwächenprofil werden Maßnahmen abgeleitet, die eine kontinuierliche Weiterentwicklung im Sinne einer effektiven und effizienten Zielerreichung ermöglichen. Dabei geht es in erster Linie nicht darum, wie gut die eigene Schule im Vergleich zu anderen Schulen oder externen Standards ist, sondern wie mit den aktuell vorhandenen Ressourcen die beste Leistung generiert werden kann. Zweck der Selbstbewertung ist es, die eigenen Wege z.B. zur Erreichung der Schulprogramm-Schwerpunktsetzungen zu hinterfragen und zu optimieren.
Dies kann z.B. für den „Übergang Schule-Beruf” bedeuten, die Ziele, Vorgehensweisen und konkreten Aktivitäten zur Förderung der Berufswahlreife und der Ausbildungsfähigkeit von Schüler/-innen zu bewerten und zu optimieren. Welche Maßnahmen werden dazu geplant, wie werden sie umgesetzt, welche Ziele werden erreicht?
Die an der Selbstbewertung beteiligten Personen lernen anhand des KURSChecks die eigene Situation (besser) einzuschätzen und können geeignete Verbesserungsmaßnahmen diskutieren und ergreifen.
Notwendige Ressourcen
- Moderationskoffer
- Pinnwände
- Beamer
- Laptop
- Arbeitsblätter auf DIN A 0
- Zeitaufwand (ohne Umsetzung der Maßnahmen): ca. 3 bis 4 Tage
- Kosten: 3-5 Beratertage
Praxiserfahrungen – umsetzungsfördernde Faktoren
Förderlich ist die Bereitschaft der Schulen und Unternehmen, sich mit der Denkweise und den Bedürfnissen des jeweils anderen Systems (Bildung/Wirtschaft) auseinanderzusetzen.
Praxiserfahrungen – umsetzungshemmende Faktoren
Die erfolgreiche Umsetzung von KURSCheck wird erschwert, wenn Lehrkräfte sich nicht ausreichend auf die Denkweise, die ein Managementsystem erfordert, einlassen (z.B. Controlling der Lehrinhalte), und wenn sie die gegebenen Verhältnisse als unveränderbar betrachten.
Referenzen
KURSCheck wurde 2006 und 2007 in je ca. 10 Schulen und Unternehmen durchgeführt.
Die Zielgruppenresonanz ist bislang durchgängig positiv.
Literatur
Baedeker, Carolin / Rohn, Holger (2006): Auf KURS in die Zukunft. Unternehmen und Schulen fördern gemeinsam Lebenslanges Lernen. In: Equal Newsletter, 18, November 2006, S. 7-8.
Merten, Thomas (2006): KURSCheck für Unternehmen und Schulen. In: factorY, Journal für nachhaltiges Wirtschaften, 1. Jg., 01/2006, S. 13.
Rohn, Holger (2006): Bochumer Nachhaltigkeitscheck im Louis-Baare-Berufskolleg. In: BiBB (Hg.): Nachhaltigkeit in Berufsbildung und Arbeit. Zweite bundesweite Fachtagung 7. und 8. September in Bonn, Bad Godesberg, Bonn, S. 110-113.
Beitrag zur Frühwarnung
Was warnt? (Systeme, Kennzahlen, …)
- Kennziffern, aber auch qualitative Einschätzung diverser Ergebnisse und Indikatoren; das Zusammenspiel der Ergebnisse mit den Befähigern
Wann wird gewarnt? bzw. Welche Warnanlässe gibt es?
- Warnanlass sind negative Einschätzungen bei der Status-quo-Analyse (Selbstbewertung). Schulen und Unternehmen profitieren jedoch kontinuierlich durch die gesteigerte Fähigkeit, die eigene Situation und die Bedürfnisse der Anspruchsgruppen besser einzuschätzen.
Wer wird gewarnt?
- das durchführende KURSCheck-Team, Schlüsselpersonen wie Ausbilder/-innen oder Ausbildungsbeauftragte bzw. Lehrer/-innen, Schulleitung
Name des Urhebers (EP)
Trifolium – Beratungsgesellschaft mbH
KURSCheck ist im Rahmen der EP Auf KURS in die Zukunft – Kooperation Schule und Wirtschaft gestalten (2005-2007) entstanden.
Kontaktdaten
Thomas Merten
Trifolium – Beratungsgesellschaft mbH
Hanauer Straße 10, 61169 Friedberg
thomas.merten@trifolium.org
Telefon: 06031/68754-65
Fax: 06031/68754-68