Alternsgerechte Arbeitsplätze für KMU
Zugang zu modernem Gesundheitsmanagement für kleine Betriebe insbesondere im Handwerk
Problembeschreibung
Steigender Altersdurchschnitt der Belegschaften, Fachkräftemangel, gesundheitsbedingt verdeckte und offene Arbeitsausfallzeiten haben Auswirkungen auf Produktivität und Wirtschaftlichkeit kleiner Betriebe. Gesunde motivierte und an das Unternehmen gebundene Mitarbeiter/-innen werden in Zukunft unabhängig von ihrem Alter ein wichtiger Wettbewerbsvorteil für standortgebundene kleine Betriebe sein.
Zielgruppe
- Unternehmen mit einer Größe von 10 bis 49 Beschäftigten
- Beschäftigte und Führungsebene
Toolbeschreibung
Aufgabe des Tools ist es, Gefährdungen der Gesundheit im betrieblichen Kontext so früh als möglich aufzudecken. Hierdurch sollen Interventionsbereiche identifiziert und Maßnahmen entwickelt werden, welche gesundes Arbeiten in allen Altersgruppen ermöglichen.
Das Tool ist in mehreren Stufen aufgebaut und beginnt mit einer den betrieblichen Alltag unbelastenden Kurzbefragung der Mitarbeiter/-innen.
Erst bei festgestelltem Interventionsbedarf wird, nach Rücksprache und Zustimmung der Beteiligten, in den betrieblichen Alltag eingegriffen.
Art und Umfang des Eingriffs werden mit allen Akteuren abgestimmt.
Der Innovationsgehalt des Tools liegt darin, dass sich selbst kleinste Betriebe ohne großen Aufwand oder akuter Betroffenheit einen optimalen Zugang zu einem modernen Gesundheitsmanagement sichern können.
Akteure der Umsetzung
Inhaber/-innen, Führungskräfte, Beschäftigte, Auszubildende
Methodik
- Fragebogen/Checkliste, Interview
- System verschiedener Methoden
Umsetzungsschritte
- Erhebung des Arbeitsbewältigungsindex bei allen im Betrieb Tätigen zur Feststellung der aktuellen Arbeitsbewältigung
- Rückkopplung der jeweiligen Einzelergebnisse mit kleiner Handlungsempfehlung, auch bei guter Arbeitsbewältigung zur Erhaltung derselben
- Bei idendifiziertem Handlungsbedarf werden anhand der Index-Ergebnisse Handlungsmöglichkeiten erörtert und weitere Schritte festgelegt.
- Bei weiterem Klärungsbedarf wird ein Profilvergleichsverfahren durchgeführt (nach Möglichkeit unter Einbeziehung vorhandener Gefährdungsbeurteilungen). Hierbei werden die Fähigkeiten der Arbeitnehmer/-innen und die Arbeitsplatzanforderungen nach einem festgelegten Schema miteinander verglichen.
- Die Ergebnisse der vorgenannten Erhebungsmethoden dienen der Entwicklung geeigneter Maßnahmen zur Behebung möglicher Gefährdungspotenziale.
- Die eingesetzten Maßnahmen kommen aus den Bereichen Gesundheitsförderung/Prävention, Rehabilitation/Betriebliches Eingliederungsmanagement und Arbeits- und Gesundheitsschutz.
- In Absprache mit den Betrieben wird die Befragung in Intervallen von einem halben Jahr oder jährlich durchgeführt.
Kundennutzen
- Zugang zu modernem Gesundheitsmanagement ohne betriebseigenes aufwendiges Verfahren
- im Normalfall praktisch keine Störung der betrieblichen Abläufe
- optimale Nutzung der Ressourcen der Mitarbeiter/-innen
- gesunde motivierte Belegschaft
- Bindung von Fachkräften an den Betrieb
- Marketing-relevante positive Außenwirkung
Notwendige Ressourcen
- Je nach Stufe erhöht sich der Zeitaufwand deutlich.
- externe(r) Berater/-in
- Genutzt werden im Wesentlichen vorhandene Ressourcen der IKK Nord von Netzerkpartnern/-innen der Entwicklungspartnerschaft Indigo und von strategischen Partnern/-innen für mögliche Umsetzungsschritte.
- Fragebögen des ABI Netzwerkes
- Profilvergleich (eigene Entwicklung)
Praxiserfahrungen – umsetzungsfördernde Faktoren
- Der Betrieb hat bereits positive Vorerfahrung bei der Umsetzung einzelner Maßnahmen.
- Der Betrieb kennt den/die Berater/-in.
- hohe soziale Kompetenz der Betriebsführung
- familiäre Bezüge innerhalb eines Betriebes
- Der Betrieb befasst sich als Unternehmen selbst mit „Gesundheitsthemen” z.B. ein Sanitätshaus.
- Inhaber/-innen engagieren sich in branchenbezogenen Vereinigungen, z.B. „Unternehmerfrauen im Handwerk”.
Praxiserfahrungen – umsetzungshemmende Faktoren
- fehlende Bekanntheit
- problematische betriebsinterne Kommunikation/Misstrauen
- Existenzprobleme des Betriebes
- Kleine Betriebe haben selten Zeit sich mit anderen als den unmittelbar anstehenden Aufgaben zu beschäftigen.
- Das Thema an sich ist einfach, die Etablierung im Betrieb erscheint zu problembehaftet.
Referenzen
sechs Kleinbetriebe von sechs bis fünfzig Mitarbeiter/-innen aus verschiedenen Gewerken des Handwerks
Literatur
Bellmann, Lutz / Kistler, Ernst / Wahse, Jürgen (2003): Betriebliche Sicht- und Verhaltensweisen gegenüber älteren Arbeitnehmern. In: Bundeszentrale für politische Bildung. Aus Politik und Zeitgeschichte. B 20
IKK-Bundesverband (2004): IKK-Bericht 2004. Arbeit und Gesundheit im Handwerk. Ergebnisse 2003. Bergisch Gladbach.
Illmarinen, Juhani (2002): Arbeit alleine erhält die Arbeitsfähigkeit nicht. In: DGB Bildungswerk e.V. 6. Workshop Betriebliche Gesundheitsförderung. Arbeitsfähigkeit 2010. Was können wir tun, damit sie gesund bleiben?. Düsseldorf
Ilmarinen, Juhani / Tempel, Jürgen (2002): Arbeitsfähigkeit 2010. Was können wir tun, damit Sie gesund bleiben? Marianne Giesert im Auftrag des DGB-Bildungswerk e.V. (Hrsg.). Hamburg
Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) (2004): Demographischer Wandel und Beschäftigung. Plädoyer für neue Unternehmensstrategien. Memorandum. 30 40 50 plus. Dortmund
Morschhäuser, Martina (2002): Gesund bis zur Rente. Konzepte gesundheits- und alternsgerechter Arbeits- und Personalpolitik. Stuttgart
Packebusch, Lutz (Prof. Dr.) (2000): Berufslaufbahnen im Handwerk – Ansätze für eine alternsgerechte Gestaltung. In: von Rothkirch, Christoph (Hrsg.): Altern und Arbeit: Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Beiträge, Diskussionen und Ergebnisse eines Kongresses mit internationaler Beteiligung. Berlin
Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2003): Bevölkerung Deutschlands bis 2050. 10. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung. Wiesbaden
www.abi-nrw.de, [Stand: 09.06.2005].
www.arbeitsfaehigkeit.net
Beitrag zur Frühwarnung
Was warnt? (Systeme, Kennzahlen, …)
- Arbeitsbewältigungsindex
- Profilvergleichsverfahren
Wann wird gewarnt? bzw. Welche Warnanlässe gibt es?
- Gefährdungen der Gesundheit der Mitarbeiter/-innen
Wer wird gewarnt?
- betroffene(r) Mitarbeiter/-in
- Betrieb bei strukturellen/organisatorischen Gefährdungspotenzialen
Name des Urhebers (EP)
Innungskrankenkasse Nord
Teilprojekt „Alternsgerechte Arbeitsplätze in KMU” der Entwicklungspartnerschaft EQUAL-Indigo
Kontaktdaten
Martin Hohmann
IKK-Nord
Rungholtstraße 5c, 25746 Heide
martin.hohmann@ikk-nord.de
Telefon: 0481/8575-37
Fax:
0481/8575-29